Nozipathie

Die Nozipathie beschreibt die Struktur, Dynamik und Wechselwirkung der acht körperlichen Systeme. Ausgehend von den Besonderheiten des Nervensystems, das nicht nur Wahrnehmungen ermöglicht, sondern auch Erinnerungen speichert wird die Regulationstätigkeit des Organismus untersucht. Das neuronale System befindet sich als übergeordnetes Regulationsprinzip in ständiger Wechselbeziehung mit allen anderen somatischen Systemen, wie dem Bewegungssystem, den inneren Organen, der hormonellen Steuerung und der Immunabwehr.

Die einer akuten und chronischen Störung zugrunde liegende Dynamik entwickelt sich bewusst oder unerkannt über einen längeren Zeitraum, meist über viele Jahre und Jahrzehnte. Dieser Vorgang spiegelt sich in den Aktivierungsmustern der Nervenrezeptoren wieder. Aktivierungen sind bereits vorhanden, lange bevor Beschwerden auftauchen und können auch nach dem Rückgang von z.B. Schmerzen weiter fortbestehen.

Nozipathie und Akupunktur ICMART Congress Sydney

Handout ICMART Congress Sydney

Diese Veränderungen der Nerventätigkeit sind durch die Nozignostik sowohl vor dem Beginn subjektiver Beschwerden als auch nach ihrem völligen Verschwinden spürbarer Beschwerden oft noch nachweisbar. Aktivierungen des peripheren und zentralen Nervensystems bilden die neuronale Grundlage für das bewusste Erleben von Schmerzen und anderen Symptomen. Die empfindlichen Nervenendigungen ordnen sich segmental auf der Körperoberfläche zu Neurotomen an, die gitternetzartig angelegte Nozipunkte bilden und sich in unterschiedlichen Aktivitätszuständen befinden. Diese Funktion ist ein Ausdruck der selbstständigen Regulations- und Anpassungsvorgänge neuronaler Prozesse.

Der weitaus größte Teil der von außen einwirkenden Informationen werden unbewusst über die Sinnesfunktionen aufgenommen, mit früheren Erfahrungen verglichen und zu Reaktionsmustern verarbeitet. Diese Aktivierungsvorgänge werden durch chemische Mediatoren und elektrische Vorgänge vermittelt und spielen in der Informationsverarbeitung und der Erinnerungsbildung eine führende Rolle. Auf der somatischen Ebene steht die Verbesserung der Regulationstätigkeit ganz im Vordergrund der therapeutischen Bemühungen. Das Ziel der Körpertherapie ist die Linderung von Schmerzen und anderen Symptomen sowie eine allgemeine Stabilisierung. Die erste Besserung bewirkt die Erkenntnis, dass es sich im Erleben einer Störung um ein tiefgründiges Phänomen handelt und das die tradierten Vorstellungen über die körperliche Verursachung von Krankheiten nicht zutreffen. Die Verbesserung von Körperfunktionen dient der Entwicklung eines bewussteren Zuganges zu der gestörten Körperregion und stellt eine wichtige Voraussetzung für den Zugang zur Selbstreflexion dar.

Die Nozipathie bewährte sich zunächst in der Therapie akuter und chronischer Schmerzsyndrome und Krankheitsbilder. Auch Patienten die durch bekannte Therapiemethoden keine ausreichende Besserung ihrer Schmerzen und anderer körperlicher oder seelischer Störungen erzielen konnten, berichten von positiven Effekten der Nozipathie bezüglich der Schmerzreduktion und der Verbesserung ihrer Lebensqualität. Die Anwendung von Akupunktur in Kombination mit der Nozipathie ermöglicht eine Steigerung der Wirksamkeit von weiteren 20-30 % gegenüber der alleinigen Akupunktur. Eine wissenschaftliche Studie in Zusammenarbeit mit der Uni Bielefeld zur Überprüfung der Wirksamkeit einer Kombination von Nozipathie und Akupunktur ergab in über 90 % der Fälle eine Verbesserung der Beschwerden.