Nozignostik

Eine sich anbahnende Störung äußert sich nicht nur im subjektiven Erscheinungsbild sondern auch in der veränderten Empfindungsfunktion. Bereits die Berührung mit den Händen ergibt unterschiedlich empfindliche Zonen und druckschmerzhafte Punkte. In der Nozignostik wird zur Erkennung einer vermehrt empfindlichen Zone (neuronale Aktivierung) ein spezifischer, nicht schmerzhafter Impuls auf den Körper gegeben.  Der Reiz erfüllt einige notwendige Untersuchungsbedingungen. Der Reiz darf nur ganz gering sein und muss gleichzeitig der Frequenz aktiver Nervenimpulse in das zentrale Nervensystem entsprechen. Dadurch bleibt die Unterschiedsschwelle zwischen normaler und aktiver Region erhalten. Der unterschwellige Reiz in der Frequenz eines aktiven Rezeptors (ca. 80-120 Impulse/sec) moduliert die Empfindungsstärke in einer schmerzempfindlichen Zone.

Zeitschriftenartikel Nozignostik  (2015-12-16, PDF, 400 kB)

Zeitschriftenartikel Nozignostik und Akupunktur (2015-12-16, PDF, 800 kB)

Durch die Standardisierung können normal funktionierende von aktiven Punkten unterschieden und aktive Punkte miteinander verglichen werden. Die der Nervenfunktion entsprechende Stimulationsfrequenz ermöglicht eine genaue Lokalisation empfindlicher Punkte. In der gestörten Region lassen sich empfindliche Areale von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern auf der Körperoberfläche und den darunter befindlichen Geweben differenzieren. Nur die zu einer Störung gehörigen Punkte auf der Körperoberfläche und im Körper sind aktiv, werden also gleichsam erst von der Krankheitsdynamik selbst erzeugt. In Abhängigkeit von der Reizstärke tritt eine Resonanz in Form von Reflexen und diskret zeitlich versetzt eine bewusste Wahrnehmung der Empfindung auf.

Mit der Nozignostik gelingt es, die Veränderung der Ausdehnung rezeptiver Felder in Abhängigkeit vom Aktivierungszustand der Neurone zu bestimmen. Die größtmögliche therapeutische Wirkung geht vom Zentrum der Aktivität aus. Diese Aktivierungsvorgänge werden durch chemische Botenstoffe und elektrische Vorgänge vermittelt und spielen in der Informationsverarbeitung und der Erinnerungsbildung unbewusster Vorgänge eine führende Rolle.  Aus den Befunden in der Arbeit mit Rückenmarkverletzten ergeben sich Hinweise auf ein eigenständiges, bisher nicht beschriebenes Schmerzempfindungssystem, den Neurotomen. Die empfindlichen Nervenendigungen ordnen sich segmental auf der Körperoberfläche an und bilden gitternetzartig angelegte Nozipunkte, die sich in unterschiedlichen Aktivitätszuständen befinden. Daher ist für die Auswahl der Therapiepunkte ausschließlich deren Aktivitätsgrad entscheidend. Der am meisten empfindliche Punkt besitzt für die aktuell bestehende Störung die größtmögliche Wirksamkeit. Mit dem Rückgang der Beschwerden beginnen die empfindlichen Punkte sich wieder zu normalisieren.

Da diese Punkte mit dem Beschwerdebild verbunden sind, kommen sie mit der Störung und normalisieren sich zunehmend wieder mit dem Rückgang der Symptome. Hier ist der Grund für die Wirksamkeit einer Akupunkturbehandlung nach vorangegangener Nozignostik zu sehen. Die Nozipunkte sind Bestandteil der Dynamik des Schmerzsystems, das sich in permanenter Veränderung befindet und kein starres Punkte- und Meridiansystem darstellt.