Episcopathie
Das Episcopathie Modell geht von der Einheit der verschiedenen menschlichen Existenzebenen aus. Es beschreibt die komplexe Funktionsweise der verschiedenen Hauptsysteme ohne die menschliches Leben nicht möglich wäre. Jedes der dargestellten Systeme ist relativ autonom, also nicht auf ein anderes reduzierbar, dennoch gleichzeitig untrennbar mit den anderen Ebenen verbunden. Welche Teile des Menschen machen seine Gesamtheit aus?
Die somatischen Regulationssysteme
Das Nervensystem und die Sinnesorgane, das Bewegungssystem, die inneren Organe, das das Kreislaufsystem, die Haut und das Bindegewebe, das Hormon- und Immunsystem. Die Dynamik der Erhaltung der somatischen Systeme ist das „So Sein“.
Das psychische System
Das individuell Unbewusste, die Erkenntnisfunktionen, das Denken, die Wahrnehmung, Emotionen, Intuition. Die Selbstregulation, psychische Grundbedürfnisse: Liebe, Geborgenheit, Selbstbestimmung; kreativer Ausdruck, Motivation, Volition. Das psychische System ist auf die Entwicklung von Bewusstheit und Erkenntnis ausgerichtet.
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Das energetische System
Das grundlegende, energetische Prinzip des Lebens, kosmische elektromagnetische Strahlung, Licht, genetische Anlage, Atmung, Ernährung, Potenzialität, die aus einem unerschöpflichen Quell alles hervorbringt. Die Erscheinungsform des energetischen Systems ist die Transformation.
Das soziale System
Die Information gestaltet soziale Systeme, die Zugehörigkeit und den Platz in sozialen Beziehungen, in der Herkunfts- und Gegenwartsfamilie. Die Macht- und Rangordnung in der Gesellschaft und im beruflichen Feld entsteht. Vertrauen und Sicherheit sind Merkmale eines intakten sozialen Systems. Das soziale System generiert sich durch die Kommunikation.
Die Einheit wird als ein natürlicher Zustand der Zufriedenheit, Übereinstimmung, Verbundenheit, Freiheit zur Selbstbestimmung, Sinnstiftung und kreativer Intentionen erlebt. Die Erfahrung der einheitlichen Existenz löst sich mit der Wirkung einer Störung auf und erfordert eine bewusste Reintegration ihrer zugehörigen Anteile. Beobachten wir Krankheiten und Störungen etwas genauer, stellen wir fest, dass es unterschiedliche Manifestationen gibt. Wir können subjektive Beschwerden und objektivierbare Befunde unterscheiden. Dennoch gehören beide Seiten des Erscheinungsbildes zusammen weil das Eine nicht ohne das Andere erlebt wird. Empfindungen und Wahrnehmungen stehen im Beginn einer Störung. Sie sind beobachtbar auch ohne objektivierbare äußere Zeichen, treten aber immer als Begleitphänomen einer Krankheit auf.
Die Episcopathie umfasst ein breites Spektrum verschiedener diagnostischer und therapeutischer Methoden. Die Diagnostik aktivierter Nervenbahnen und psychischer Systeme bildet eine Grundlage für das Studium der Wechselwirkungen. Die neuronalen Muster entsprechen neben der Regulationstätigkeit den unbewussten, somatischen Erinnerungen eines Menschen. Diese Hypothese ist durch die reflexive Beziehung begründet, die sich aus der körperbezogenen Imaginations- und Symbolarbeit, des kreativen Ausdrucks und der intuitiven Aufstellung dieser Muster ergibt. Wechselwirkungen zwischen den Existenzebenen sind indirekt an ihren Wirkungen erkennbar. Das therapeutische Vorgehen beruht auf dem Prinzip der getrennten Arbeits- und Beobachtungsebene. In der Einzelarbeit z.B. erfolgt der therapeutische Einfluss über die neuronale Regulation und die Beobachtung der psychischen Funktionen. Oder die Beobachtung der Wirkung von Imaginationen, Bildern, Symbolen auf die körperliche Regulation und Symptomatik.
Die Episcopathie begründet eine Theorie gesetzmäßiger Wechselwirkungen komplexer, existenzieller Repräsentationssysteme eines Menschen. In dem Vorgang des Lebens sind alle den jeweiligen Prozess beinhaltenden bewussten und unbewussten Anteile enthalten. Eine Erkenntnistheorie die auf die Gesamtheit des Menschen schaut, kann nicht in sich geschlossen sein, weil sie dann etwas Zugehöriges ausschließen würde. Erkenntnis ist somit nicht unterschieden von dem Lebensvorgang mit dem Ziel sich selbst unter definierten Kontextbedingungen hervorzubringen. In der körperlichen Existenz beginnt und endet das Leben, außerhalb können wir keine Erfahrungen machen. Darum eröffnet die somatische Ebene als Voraussetzung menschlicher Lebensform den gemeinsamen Wahrnehmungsprozess. Die Beschäftigung mit den verschiedenen existenziellen Ebenen basiert auf der Grundidee ganzheitlicher Medizinsysteme, wie dem der Griechen, der traditionellen chinesischen Medizin, der Alchemie des Paracelsus und der Psychologie C.G. Jungs. Die Ganzheit wird in der Conjunctio der wechselwirkenden Existenzebenen des Menschen erlebt als ein erfülltes Leben in einer verantwortlichen, menschengerechten Haltung. Da nichts aus sich selbst heraus sondern in Wechselbeziehung entsteht, ist es ein Grundanliegen ganzheitlicher Medizin, diese Phänomene beobachten und begreifen zu können.
Dafür müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Die gleichwertige Begegnung zwischen Klient und Therapeut in der Bewusstheit der begrenzten Erkenntnismöglichkeit der Wirklichkeit stellt eine wichtige Voraussetzung dar für einen gemeinsamen Erfahrungsprozess der reflexiven Wahrnehmung. Grundlage dieser Betrachtungsweise ist die philosophische Auffassung von der Einheit der Natur und des Menschen. Es existiert keine außerhalb der Einheit des komplexen Lebens bestehende objektive Wirklichkeit. Jede Wissenschaft ist kulturhistorisch geprägt und ermöglicht auf die zu einer bestimmten Zeit gestellten Fragen nur Antworten wenn die dafür notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind. Das nicht Erkennbare deutet auf den subjektiven Charakter des Wissens, denn das Leben enthält sowohl das Bewusstsein als auch das Geheimnis. Damit steht das ganzheitliche Lebendige über der Einzelwissenschaft, die ja dem Leben dienen soll. Die Kybernetik und die Systemtheorie versuchen Antworten zu geben in dem sie menschliche Organismen als Regulationssysteme betrachten.
Es gibt in der isolierten Betrachtung einer Existenzebene, z.B. des Körpers oder der Psyche keine zu benennende Ursache und anzunehmende, wirksame Ursachen können nicht mit einer einzigen Erkenntnisfunktion, z.B. über das Denken erkannt werden. Eine denkbare Ursache bliebe solange ein Konstrukt bis eine tatsächliche Veränderung als Bedingung einer wirksamen Ursache einträte. Die Richtung der Veränderung wird durch die Sichtweise bestimmt. Wenn sie auf das Ganze schaut, beflügelt sie das Leben und wird dadurch „wahr“.