Akupunktur

Die Akupunktur entstand als Teil der chinesischen Medizin aus einer Jahrtausende alten Tradition der Prophylaxe und Behandlung von Krankheiten. Sie beruht auf einer erfahrungsorientierten Sichtweise des Menschen und der Lehre von den ganzen Körper durchziehenden Punkten und Meridianen, über die mit verschiedenen Nadeltechniken differenzierte Wirkungen erzielt werden können. Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) geht von einem ganzheitlichen Wesen des Menschen aus. Energetische, somatische und psychische Befunde bilden unterschiedliche Facetten der Einheit des Menschen, die als phänomenologische Sammelbegriffe über ein codiertes Informationssystem vermittelt werden. Wichtige Begriffe der TCM sind u.a. Yin und Yang, die acht Prinzipien, die Muster der inneren Organe, der fünf Elemente, der Leitbahnen, des Blutes, des Qi und der Körperflüssigkeiten.

In der Akupunkturtherapie kommt es darauf an, die aktivsten auch fernab der Störung befindlichen Stellen ausfindig zu machen, da die Wirksamkeit einer Akupunktur mit der Aktivität des zu behandelnden Punktes verknüpft ist.

Rezeptor-Akupunktur_DZA_1997 (PDF, 800 kB)

Info Broschüre Akupunktur (PDF, 900 kB)

Behandlungsbeispiele Akupunktur (PDF, 1,6 MB)

Die Annahme von definierten Körperpunkten resultiert einerseits aus der Wahrnehmung vermehrt schmerzempfindlicher Körperregionen bzw. –punkten und andererseits aus der Erfahrung mit den darüber zu erzielenden Effekten. Da eine präzise Untersuchung des Schmerzempfindungssystems für die Ergebnisqualität entscheidend ist, beginnt jede Akupunktur mit der Nozignostik. Die Nozignostik und die Nozipathie erlauben eine naturwissenschaftliche Betrachtungsweise somatischer Regulationssysteme, mit denen in der Akupunktur zuverlässig gearbeitet werden kann.

Die Erfahrungen mit der Nozignostik machen deutlich, dass jede Störung ihre eigenen therapeutisch wirksamen Punkte selbst erzeugt. Im Verlaufe der Behandlung nimmt die Anzahl und Empfindlichkeit der Punkte mit dem Rückgang der Beschwerden wieder ab. Wirksame Behandlungspunkte sind Teil des somatischen Regulationssystems, das in sich die Fähigkeit zur Selbstheilung über eine adäquate Einwirkung besitzt. Obwohl die Akupunktur auf die Schmerzempfindung einwirkt, kann man gleichzeitig unspezifische Einflüsse auf die Regulationstätigkeit des Nervensystems, der inneren Organe, auf das hormonelle - und das Immunsystem beobachten. Das könnte eine Erklärung für die Erfahrung sein, dass Patienten nach einer Akupunktur über immunologische, hormonelle und psychische Wirkungen z.B. bei Entzündungen, Allergien, klimakterischen Beschwerden und Schlafstörungen berichten.
Ist das Muster aktiver Punkte getestet, werden die empfindlichsten Punkte unter Berücksichtigung der Konstitution sowie des aktuellen Zustands für eine differenzierte Behandlung ausgewählt. Für das nahezu schmerzfreie Setzen der Nadeln entwickelten wir ein Applikationsgerät. Anschließend wird jede Nadel vorsichtig manuell an den tiefer im Gewebe befindlichen Punkt geführt, so dass ein Nadelgefühl, ein Druck oder Ausstrahlungsempfindung eintritt. Die gesetzte Nadel darf das Wohlbefinden und die Atmung nicht beeinträchtigen und keinen Schmerzreiz auslösen. Auf die behandelte Körperregion  geben wir nun in der Regel zusätzlich Wärme in Form einer Moxalampe und gewärmten Lavasteinen. Diese Tiefenwärme stabilisiert die Nervenfunktion, entspannt die Muskulatur und fördert die Durchblutung. Bei starken Muskelverkürzungen ergänzen wir die Behandlung mit einer Nervenstimulation oder einer Schröpfmassage.  Die Nadeln erzeugen während der ca. 20-minütigen Liegezeit eine schmerzstillende, beruhigende und regulierende Wirkung auf das Immunsystem und die inneren Organe.

Da oft sehr viele aktive Punkte mit unterschiedlicher Ausdehnung und Intensität getestet werden, behandeln wir in der Regel nur eine Auswahl der aktivsten Punkte mit Akupunktur.  Punkte geringerer Aktivität markieren wir mit Akupressur Pflaster, die Samen vom Raps enthalten, mit Capsaicin Wärmepflaster oder mit Nozitaping. Die so behandelten Punktemuster dienen der Eigenbehandlung zu Hause. Massieren Sie bitte jeden Punkt 2-3-mal am Tag in kreisförmigen Bewegungen mit einem leichten Druck bis Sie eine deutliche Empfindung bekommen. Manchmal gelingt es eine Vertiefung oder eine kleine Lücke, durch die der entsprechende Nerv an die Körperoberfläche gelangt zu tasten. Nutzen Sie bitte die Körpermarkierungen für Ihre täglichen Wahrnehmungsübungen. Entfernen Sie bitte die Akupressur Pflaster und Tapes nach spätestens 2 Tagen und bei Beschwerden sofort, um Hautreizungen zu vermeiden.

Zur wissenschaftlichen Untersuchung der Wirksamkeit zeigten die in Deutschland vor einigen Jahren durchgeführten, großangelegten Akupunkturstudien eine deutliche Überlegenheit der Akupunktur im Vergleich mit allen anderen bekannten Methoden. Dem Nachweis der Akupunkturwirkung steht jedoch ein völlig unerwartetes Ergebnis der GERAC und ART Studien gegenüber. In der Langzeitwirksamkeit konnten keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zwischen der Akupunktur bekannter Punkte und beliebiger Körperregionen beobachtet werden. Ein erfahrener Akupunkteur weiß aber, dass es keineswegs beliebig ist, wo er die Nadel setzt. Tatsächlich wurden die besten Wirkungen erzielt, wenn der Patient vor der Therapie genau untersucht wurde.  Diese Aussage möchte ich aufgrund meiner mehr als 25 jährigen Akupunkturerfahrung unterstreichen. Vielmehr deuten die Untersuchungsergebnisse darauf hin, dass die Zuverlässigkeit des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens gemäß den Regeln der TCM in Frage gestellt werden muss. Der Effekt einer Nadeltherapie ist zuerst eine somatische Funktion und kann nur so gut sein wie die vorherige, gründliche Untersuchung. Festgelegte Punktekonzepte dagegen sind Annäherungen individuell unterschiedlicher Muster, die jedoch in einer Störung erst gefunden und dargestellt werden müssen. Der Unterschied besteht darin, dass ein „Akupunkturpunkt“ hier nicht als feste Entität erscheint, sondern als unterschiedlich großes Areal, in dem sich hyperästhetische Punkte als Ausdruck der neuroplastischen Aktivierungsdynamik entwickeln und wieder zurückbilden können. Das eigentliche Kernproblem ist die fehlende, eine der Akupunkturwirkung adäquate, auf den ganzen Menschen bezogene Erkenntnistheorie, die auch wissenschaftlichen Kriterien gerecht werden kann.